Die alternative Gegenwart des Virgil Kane

Nextlife

»Herbst 2025. Ronald Dump ist zurück im Weißen Haus. Leon Skum zieht im Hintergrund die Fäden. In Deutschland hat Dietrich Scherz die Kanzlerschaft nur mit Hilfe der AfD errungen – Malice Eitel als Viezelkanzlerin. Die Welt taumelt in eine ungewisse Zukunft.«

Virgil Kane
»Nextlife«
Paperback, 334 Seiten
ISBN-NR 9783769350340
Verlag: Books on Demand
15,99 € (D)

»Herbst 2025. Ronald Dump ist zurück im Weißen Haus. Leon Skum zieht im Hintergrund die Fäden. In Deutschland hat Dietrich Scherz die Kanzlerschaft nur mit Hilfe der AfD errungen – Malice Eitel als Viezelkanzlerin. Die Welt taumelt in eine ungewisse Zukunft.«

Vier Sätze, die sich wie ein Teaser für eine Politkomödie lesen. Vier Sätze, die einen mit erwartungsvollem Schmunzeln hoffen lassen, dass der Roman »Nextlife« vergnügliche bissige Lesestunden mit dem einen oder anderen ironischen Seitenhieb auf die Großen der Welt bereithält. Diese Erwartung zerschlägt sich schon beim Weiterlesen des Textes auf der Rückseite und stellt stattdessen eine vielschichtige und spannende Handlung in der nahen Zukunft in Aussicht. Schnell wird klar, dass die Mächtigen mit den verdrehten Namen ein Stilmittel sind, um zu zeigen, dass die Geschichte reine Fiktion ist, die sich aber ohne weiteres so oder so ähnlich abspielen könnte.

Der Aalener Autor Virgil Kane veröffentlichte mit »Nextlife« seinen vierten Roman. Mit rund 330 Seiten eher kurz im Vergleich zu den Vorgängertiteln, dafür dichter geschrieben und deshalb inhaltlich genauso anspruchsvoll. Die Handlung spielt auf verschiedenen Ebenen. Eine Bohrinsel in der Nordsee, die ein erfahrener Ingenieur demontieren soll. Ein unerwarteter Fund in der Tiefsee, die Zentrale eines internationalen Energiekonzerns, in dem an verschiedenen Stellen unterschiedlichste Interessen verfolgt werden. Dazu gibt es einen Mann »fürs Grobe«, der in einer Mischung aus Geheimagent und Auftragskiller weltweit im Einsatz ist.

 

Der Gegenentwurf ist die Abiturientin Jana, die in Hamburg mit ihren Freundinnen von einer besseren (virtuellen) Welt träumt und eine Influencerin, die diesen Traum scheinbar verkörpert. Und dann gibt es noch die Mächtigen dieser Welt, allen voran Ronald Dump und Leon Skum. Die streben nach Macht und Geld und setzen dafür auf KI. Dass diese beiden Charaktere ein reales Pendent haben, ist natürlich rein zufällig und nicht beabsichtigt – dieser Umstand macht die Handlung beklemmend realistisch.

Spannend geschrieben, verweben sich nach und nach die Handlungsstränge miteinander. Wie immer gut recherchiert, plausibel konstruiert und mit subtilen Überraschungen. Wie in einer klassischen griechischen Tragödie spitzt sich die Geschichte immer weiter zu. Der Punkt, an dem das Inferno noch abgewendet werden kann, scheint erreichbar, ist aber ein Trugschluss.

Nextlife lässt sich ohne weiteres an ein paar Tagen verschlingen. Der Schreibstil ist es jedoch Wert, ihn zu genießen. Genau erzählt, gibt es immer mal wieder ein »nice to know« am Rande, einen keinen gedanklichen Seitenhieb von Virgil Kane auf die reale Weltpolitik und einen versteckten Querverweis auf seine vorherigen Romane.

Das Fazit: Nachdem ich das Buch gelesen habe, habe ich den Roman weitergegeben. Das Buch war mir zu Schade, es einfach nur ins Regal zu stellen.