Die Ergebnisse der Kundinnenbefragung der Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg aus dem zurückliegenden Jahr sprechen für sich: Unter ihren Kundinnen gelingt es der Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg den Anteil der Nichterwerbstätigen deutlich zu verringern und insbesondere den Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowohl bei Voll- als auch bei Teilzeitbeschäftigten zu steigern. Die Beratungsqualität aus Kundinnensicht liegt auf Maximalniveau und die Weiterempfehlungsbereitschaft bei über 95 Prozent. Dies ist ein positives Indiz für den hohen Stellenwert der Kontaktstelle unter ihren Kundinnen.
Rechnungen bezahlen, beziehungsweise den Zahlungseingang von gestellten Rechnungen überprüfen, Belege für die Bilanzerstellung aufarbeiten und vieles mehr. Alles, was mit Buchführung, Finanz- und Rechnungswesen zu tun hat, ist die berufliche Welt von Diana Perciun. Seit 2017 lebt sie mit ihrem Mann und dem gemeinsamen 12-jährigen Sohn in Heidenheim. Im Diakonischen Werk ist sie diejenige, die unter anderem für den reibungslosen Ablauf in der Buchhaltung sorgt. In ihrer Freizeit betreut sie in der Rauhbuchschule in Heidenheim Grundschüler nach dem Unterricht; zuhause teilt sie sich mit ihrem Mann die Haus- und Erziehungsarbeit. »Ich habe ein tolles Leben, weil ich glücklich bin. Und das bin ich, weil ich mir alles erarbeitet habe und anderen helfe«, erzählt sie.
Geboren ist Diana Perciun in der Republik Moldau. Das Land zwischen Rumänien und der Ukraine erklärte sich 1991 unabhängig von der ehemaligen Sowjetunion, seit 2022 ist es EU-Beitritts-kandidat. »Ich habe in der Schule vier Sprachen gelernt. Rumänisch, Russisch, Englisch und Italienisch. Dann habe ich Informatik und Fremdsprachen studiert.« Kurz vor Abschluss ihres Studiums wanderte ihre Familie nach Italien aus. Sie schloss ihr Studium ab und fasste in Italien Fuß. Als sie 2011 in Bernkastel-Kues an der Mosel Verwandte besuchte, änderte sich vieles in ihrem Leben. »Wir gingen essen und ich lernte in der Gaststätte einen Griechen kennen, der dort arbeitete. Wir waren uns von Anfang an sympathisch und weil ich kein Griechisch sprach unterhielten wir uns auf Englisch.« Aus der bloßen Unterhaltung wurde schnell mehr. Die beiden wurden ein Paar, sie zog nach Rheinland-Pfalz und arbeitete in einer Eisdiele. Die beiden heirateten und der gemeinsame Sohn kam zur Welt.
»Zu diesem Zeitpunkt verstand ich zwar ganz gut Deutsch, konnte die Sprache aber nicht gut sprechen. Als mich ein Mann in der Eisdiele nach dem Weg zu einer Kirche fragte, konnte ich ihm nicht antworten, obwohl ich alles verstand und auch die Antwort wusste«, erinnert sie sich. »Mir war klar, man muss sich ausdrücken können, wenn man dazugehören will. Mein Mann und ich haben beide studiert und wir wollten nicht in der Gastronomie bleiben. Deshalb sind wir nach Heidenheim gezogen.« Dort lernte sie zunächst mit einem Nachbarn Deutsch. Als sie einen Flyer von der Kontaktstelle Frau und Beruf in Heidenheim in die Hände bekam, erkannte sie ihre Chance. »Ich rief dort an, machte einen Termin aus und war von den Menschen dort und dem Angebot begeistert.« Sie nahm an dem Mentorinnen-Programm für Migrantinnen teil, belegte einen Deutschkurs und gab damit ihrem beruflichen Leben eine neue Richtung. Die professionelle Unterstützung erhielt sie von ihrer Mentorin – mental und praktisch. Nach Abschluss des Programms fand sie bei einer Personalvermittlung Arbeit und vertiefte jeden Tag in der Praxis das Gelernte. »Das war toll. Ich verdiente Geld und konnte das Gelernte direkt anwenden. Nur Telefonate führte ich nicht gerne. Mit jemandem sprechen, den ich nicht sehen konnte, war schwierig«, erzählt sie mit einem Lächeln. Das Erreichte spornte sie zu mehr an. Noch besser und sicherer in Deutsch werden und eine Ausbildung machen. Das war ihr nächstes Ziel. Wieder war die Kontaktstelle für Frau und Beruf in Heidenheim ihre Anlaufstelle. Sie machte eine kaufmännische Weiterbildung und belegte bei der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) einen weiterführenden Deutschkurs. »Der war schwer. Vor allem die Grammatik. Der, die, das, die vielen unterschiedlichen Fälle und unregelmäßigen Verben. Da musste ich ganz schön viel lernen.
Aber auch da half mir die Unterstützung durch meine Mentorin der Kontaktstelle Frau und Beruf.« Nach 8 Monaten schloss sie auch diese Qualifizierung erfolgreich ab.
Ihre Stelle in der Buchhaltung beim Diakonischen Werk in Heidenheim erfüllt sie. Etwas zurückgeben ist Diana Percuin ein großes Anliegen. Ob sie übersetzt oder sich bei der Schulbetreuung für Grundschulkinder engagiert. »In meiner Heimat Moldawien fragt niemand, warum ein Kind nicht in die Schule geht und stattdessen auf der Straße bettelt. Hier hat jeder eine Chance. Wenn ich merke, dass Kinder schlecht sprechen, singe, spiele und unterhalte ich mich mit ihnen um ihnen Sicherheit zu geben.« Engagement, das Geduld braucht und glücklich macht. Letztes Jahr im August eröffneten sie und ihr Mann einen Online Shop für biologische Olivenöle und Tees aus Griechenland. Unter www.herbsbioliven.de findet sich das Angebot. Für sie steht fest: »Man kann so viel erreichen und es gibt Hilfe. Es braucht nur etwas Mut und Wille. Lernen macht stark!«
Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg
Geschäftsstelle Heidenheim
Bergstraße 36 / Eingang Adlerstraße
Tel. 07321 321 2585
89518 Heidenheim
frau-und-beruf@landkreis-heidenheim.de
Geschäftsstelle Ostalbkreis
Stuttgarter Straße 41
Zimmer 428
Tel. 07361 503 1176
73430 Aalen
frau-beruf@ostalbkreis.de
Beratungsstellen:
Aalen, Bopfingen, Ellwangen,
Gerstetten, Giengen/Brz,
Heidenheim, Königsbronn, Niederstotzingen,
Schwäbisch Gmünd
www.frau-beruf.info