Handwerkskunst und persönliche Schätze

Wenn Goldschmiedekunst glücklich macht

Die ausgebrochene Perle wieder einsetzen, das Collier mit den grünen Steinen in der Länge anpassen, den Ring, der ein Erbstück ist, eine Nummer größer machen. Danach wartet der einzelne Stein darauf, dass er eine individuell entworfene Fassung bekommt, die angefertigten Manschettenknöpfe müssen noch poliert und die Perlenketten geknüpft werden. In der Werkstatt von Juwelier Hunke in Ellwangen herrscht geschäftiges Treiben. Immer gibt es etwas zu reparieren, umzugestalten oder zu entwerfen. Goldschmiedemeister Andreas Hunke, seine Frau Heidi, sowie drei weitere Goldschmiedinnen und Tochter Evelyn, die als Auszubildende vor ihrer Zwischenprüfung steht, nehmen sich jeden Tag aufs Neue den Wünschen ihrer Kunden an.

Die Werkstatt liegt direkt im Anschluss an die Verkaufsräume. Getrennt von einer Glasfront, eröffnen sich den Kunden interessante und faszinierende Einblicke in das Goldschmiedehandwerk. Wie gebannt, erhaschen sie einen Blick, wie die über 1.000 Grad heiße Flamme des Brenners das Gold verflüssigt und dieses dann in der vorbereiteten Gussform verschwindet. Die Atmosphäre in der Werkstatt ist gelöst und locker, dennoch arbeitet jeder hochkonzentriert und still. „Goldschmiede sind Berater, Designer und Handwerker in einem, es ist ein technischer und kreativer Beruf", so Heidi Hunke, die eben noch an einem Ring gearbeitet hat. Auch wenn das Ladengeschäft bis vor kurzem noch coronabedingt geschlossen war, die Werkstatt hatte geöffnet. „Selbstverständlich unter Einhaltung aller Hygienevorschriften und ohne direkten Kundenkontakt", betonen Heidi und Andreas Hunke einmütig. Nach vorhergehender Absprache, entweder telefonisch oder per E-Mail, gaben die Kunden ihre Stücke kontaktlos ab. Dazu konnten sie durch das Hoftor in den historischen Innenhof des Juweliers eintreten. Dort wurden im Freien die Schmuckstücke abgeben und ebenso kontaktlos wieder abgeholt. Ein Serviceangebot, das schnell die Runde machte. „Eines Tages schaute ich in den Mail-Ordner und traute meinen Augen nicht. Da war eine Anfrage aus Mexiko. Ein Mann, der zwar aus der Region stammt, aber inzwischen dort lebt und arbeitet, wollte für seine Frau zur Perlenhochzeit, also zum 30-ten Hochzeitstag, ein ganz spezielles Schmuckstück haben." Per E-Mail und Telefonkontakt entstand nach und nach ein Entwurf für einen Anhänger. Den setzte Heidi Hunke zunächst als Modell aus Pappe und anschließend in einem aus Messing um. So konnte sie sehen, ob sich alle Vorstellungen der Details wie gewünscht umsetzen ließen und konnte dem Kunden so einen ersten Eindruck seines Schmuckstückes ermöglichen. „Schließlich habe ich nach der Vorlage des Modells, den Anhänger geschmiedet und entsprechend ausgearbeitet. Entstanden ist ein handgefertigtes Unikat. Der Anhänger ist aus 750/000 Gelbgold und – weil er ein Geschenk zur Perlenhochzeit war – ziert ihn eine wunderschöne Akojaperle." Abgeholt hat das einzigartige Stück der Sohn des Kunden, der in der Nähe von Ellwangen lebt.

Auch wenn solche aufwendigen Anfertigungen nur ein kleinerer Teil dessen sind, was den Alltag in der Goldschmiedewerkstatt in Ellwangen ausmacht; Heidi und Andreas Hunke geht es bei allen Arbeiten, ganz gleich welchen Umfang diese haben, um die Freude und die Zufriedenheit, die sie ihren Kunden mit ihrer Handwerkskunst bereiten. „Die Wertigkeit von Echtschmuck wird den Menschen wieder bewusst. Er ist nachhaltig, behält seinen Wert und hat zudem einen großen ideellen Wert, den man später weitergeben kann. Es ist, als wenn man einen persönlichen Schatz hat." Aufgebaut hat das Geschäft in Ellwangen der Vater von Andreas Hunke, der Uhrmacher- und Optikermeister war. Andreas Hunke hat den Beruf als Uhrmacher und Goldschmied erlernt. Die beiden Kinder des Ehepaars Hunke bleiben der Familientradition treu. Evelyn wird Goldschmiedin, ihr Bruder Tim ist Uhrmacher. Verarbeitet wird in der Werkstatt jedes Edelmetall, von Silber über Gold in verschiedenen Legierungen und Farben, bis zu Platin und Palladium. Für Akzente in Farbe und Form sorgen auf Wunsch Perlen, streng zertifizierte Korallen, Perlmutt, Edelhölzer oder Edelsteine, wie Smaragd, Saphir, Turmalin und viele mehr, die in den unterschiedlichsten Farben in der Natur vorkommen. Besonders Farbedelsteine rücken wieder in das Interesse internationaler Designer. „Der weiße Brillant-Solitärring ist immer noch der Klassiker der Verlobungsringe aber so langsam kommt auch dort Farbe durch farbige Brillanten und Farbedelsteine ins Spiel. Wir haben erst letztens einen Antragsring mit drei tiefroten Granaten angefertigt. Ein ausgesprochen schöner Ring mit sehr viel Symbolkraft. Drei rote Steine für die schönsten drei Worte."
Schmuck gehört zu den Dingen, die wie Musik und Kunst die Seele berühren können – umso mehr, wenn er von Menschen gefertigt wurde, die neben ihrem Können, ihre Leidenschaft sowie ein Stück ihrer eigenen Seele hineingelegt haben. Genau deshalb können Goldschmiede Menschen glücklich machen.