Born To Be Free

Frei. Rebellisch. Individuell. Nichts steht so sehr für ein Lebensgefühl und eine innere Einstellung wie Harley-Davidson. »Man kauft sich ein Lebensgefühl und das Motorrad gibt es gratis dazu. Das sagte vor vielen Jahren einmal Willy G. Davidson, der Enkel eines der Firmengründer. Und genau das macht es aus, weshalb eine Harley eben in erster Linie ein Harley ist und dann erst ein Motorrad.« Bernd Gneithing brennt für Harleys seit er 22 ist. Damals durfte er die eines Freundes fahren und wusste von diesem Moment an, worauf er sparte. Inzwischen ist die Marke Harley-Davidson ein Teil seines Lebens. 15 Jahre lang war er Marketingleiter der Weltmarke für Deutschland und Österreich, vor vier Jahren eröffnete er »Harley-Davidson Stuttgart Süd« in Böblingen und verkauft seit dem dieses ganz spezielle Lebensgefühl von Freiheit und Unangepasstheit. »Ein Motorrad gib es gratis dazu«, bemerkt Bernd Gneithing mit einem Augenzwinkern. »Zu ernst nehmen muss man die Sache allerdings auch nicht: Harley-Davidson ist keine Religion und sie ist auch nie irgendwelchen Trends nachgelaufen. Vielmehr sind Harleys immer ehrlich und immer erdig, weil sie eine individuelle Weltanschauung sind.« Den Entschluss nach 15 Jahren Marketing in die Selbstständigkeit und den Verkauf zu wechseln war für ihn die Möglichkeit, diese Leidenschaft mit denen direkt zu teilen, die sie auf der Straße leben. »Ich wollte einfach mehr Motorrad und weniger Meetings – jetzt verkaufe ich Harleys und bin direkter als je zuvor an dem, was eine Harley-Davidson ausmacht.«

Rund 40 Modelle hat er in der Ausstellung, 20 sind für Probefahrten bereit. Neben neuen Modellen nimmt der in Ellwangen aufgewachsene Bernd Gneithing gebrauchte in Zahlung und verkauft auch in die Jahre gekommene Maschinen mit einer umfangreichen Garantie. »Früher hieß es immer, wer eine Harley hat, der muss auch schrauben können. Das war vor knapp 35 Jahren so, hält sich aber immer noch als Klischee. Harleys haben eine extrem hohe Lebensdauer und einen sehr geringen Wertverlust. Nach 4 Jahren hat eine Harley immer noch rund 75 Prozent ihres Wertes und je älter sie wird, steigt irgendwann ihr Wert, wenn sie in gutem Zustand ist.« Dass diese Argumentation mitunter als rationaler Anker herhalten muss, um eine emotionale Entscheidung zu rechtfertigen, ist ihm durchaus bewusst, schließlich war er lange genug im Marketing. In diesem Fall könnten auch die bloßen Fakten überzeugen, aber wenn sich das Gefühl meldet, sind Fakten abgemeldet.

Wer sich bei Bernd Gneithing eine Harley-Davidson kauft, der nimmt im Schnitt eine Anfahrt zwischen 45 Minuten und einer Stunde in Kauf. Die Tatsache, dass es in der Region Ostwürttemberg keinen Harley Händler gibt, ist für ihn schon seit längerem ein unhaltbarer Zustand. »Im Frühjahr 2018 eröffnen wir deshalb in Schwäbisch Gmünd eine Filiale. Damit werden wir kundenfreundlicher und tragen das Lebensgefühl Harley noch ein Stück weiter in die Region.« Die Faszination, die eine Harley ausübt, besteht aus vielen Einzelkomponenten – manche sind offensichtlich, manche subtil. »Die Optik einer Harley hat sich im Laufe der Jahre nicht großartig verändert, die Designer sind dem ursprünglichen Stil treu geblieben. Dafür ist die Technik, die drin steckt, auf

dem absolut neuesten Stand. Wer möchte, kann seine Harley mit Navi haben oder sein Smartphone andocken; aber das wollen die meisten gar nicht. Wer eine Harley fährt, der möchte in erster Linie frei sein und das bedeutet heute für viele ganz bewusst auf  Telefon, Facebook und Mails verzichten.« Dass diese Einstellung meistens auch eine gewisse Reife und Lebenserfahrung voraussetzt, versteht sich beinahe von selbst und so wundert es nicht, dass der durchschnittliche Harley-Fahrer 47 Jahre ist, Wert auf Individualität legt und weiß, was er will. Diese Haltung spiegelt sich auch in den Maschinen selbst wieder. Viele sind CostumBikes, also individuell angepasste Motorräder. Das beginnt bei kleineren optischen Anpassungen, geht über Sonderlackierungen, spezielle An- und Umbauten und macht bei Sonderanfertigungen noch lange nicht halt. Spezielle Sitzbänke, hohe oder breite Lenker, Tieferlegungen, lange Gabeln und Breitreifen, möglich ist so gut wie alles. Wer möchte, der findet vom Frühling bis in den Herbst hinein in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland genügend Möglichkeiten, um sich auf Harley-Treffen mit Gleichgesinnten auszutauschen. »Wer möchte, der kann jedes Wochenende zwischen Mai und Oktober auf einem anderen Treffen verbringen und auf jedem Treffen macht man die Bekanntschaft von Gleichgesinnten. Ob derjenige im Alltag Gehirnchirurg, Rechtsanwalt, Schreiner, Bäcker oder Friseur ist, spielt keine Rolle. Was ich besonders schön finde, Harley-Fahrer bilden nicht nur eine gesellschaftsübergreifende Gruppe, sondern auch immer mehr junge Motorradfahrer entdecken den Genuss beim Fahren. Es geht nicht darum in einen Adrenalin- und Geschwindigkeitsrausch zu kommen indem man die Maschine quält. Es geht um die Souveränität der Freiheit, die Kraft der Beschleunigung zu spüren und sich aus all dem rauszunehmen, dass einen sonst so in Anspruch nimmt.«