Wer ganze Paprikaschoten in einem mit Wasser gefüllten Gefäß wäscht, stellt fest, dass Paprika schwimmen. Ist ja ganz klar, denkt man, schließlich sind sie innen hohl. Aber wie bitte kommt die
Luft in die Paprika? Das Fruchtfleisch bildet eine geschlossene Hülle, sonst würden beim Waschen, wie bei einem kaputten Fahrradschlauch, kleine Bläschen aufsteigen. Und noch eine Frage stellt sich in diesem Zusammenhang: Warum ist der Luftdruck in der Paprika gleich wie der ihrer Umgebung, ansonsten müsste die Paprika zischen, wenn man sie aufschneidet oder gar wie ein Luftballon platzen.
Des Rätsels Lösung angenommen hat sich Prof. Dr. Thomas Stützel, der an der Ruhr-Uni in Bochum Spezielle Botanik unterrichtet. Die Erklärung des Alltagsphänomens beginnt zunächst damit, einen Irrtum auszuräumen. Selbst wenn die Paprikaschale von außen auf den ersten Blick glatt und geschlossen erscheint, sie ist es ganz und gar nicht. Unter dem Mikroskop sind die so genannten Spaltöffnungen zu sehen. Durch diese transportiert die Pflanze Kohlendioxid und Sauerstoff – und zwar von außen nach innen und von innen nach außen. Die innere Oberfläche hat keine Spaltöffnungen, das Gewebe ist sichtbar porös und gasdurchlässig.
Sauerstoff und Kohlendioxid entstehen bei der Assimilation, besser bekannt als Photosynthese, bei der das grüne Pflanzengewebe mit Hilfe von Kohlendioxid aus der Luft und Licht, unter anderem aus
Wasser Sauerstoff bildet. Und bei der Pflanzenatmung, der Dissimilation, bei der die Pflanze Sauerstoff verbraucht, indem sie Kohlenstoff verbrennt und so Kohlendioxid produziert. Diese Gase sind Abfallprodukte und würden die Zellen platzen lassen, deshalb transportiert sie die Pflanze kurzerhand ab. Und weil die Natur kein Energieverschwender ist, nehmen die Gase immer den kürzesten Weg und landen so mal an der frischen Luft oder eben im Inneren der Paprika. Durch das Wachstum der Frucht erweitert sich der Raum stetig, die Frucht kann also nicht platzen. Bevor sich ein Überdruck bilden kann, entweichen die Gase über die Spaltöffnungen nach außen.
Bei Tomaten ist das übriges genau gleich. Nur füllen die Samen, die von der wässrigen Samenschale umgeben sind, die Hohlräume komplett aus. Für die Tomatenpflanze ist es energiesparender durch Wassereinlagerungen Samenschalen zu bilden, als eine dicke Fruchtwand aufzubauen. Außerdem ist es sehr schwer, die Kerne in der rutschigen Samenschale zu zerbeißen. Stattdessen scheiden wir sie unverdaut und damit unversehrt wieder aus, womit der Plan der Natur auf geht – zumindest rein theoretisch.
Auch die Paprika spart wo sie kann. Sie verzichtet ganz auf eine die Samen umgebende Schale und investiert in die Fruchtwand. Erfolg hat sie damit trotzdem; die Samen der ursprünglichen Paprika waren nämlich scharf und damit war spätestens nach der ersten feurigen Begegnung klar: Fruchtfleisch ja, Samen nein.