„Mein größter Traum wäre es, wenn ich Reiten einmal zu meinem Beruf machen und dann auch noch davon leben könnte!“ Wäre Carla Constanze Schweizer eine der unzähligen pferdeverrückten Teenies, die heute reiten, morgen modelln und übermorgen nach Australien auswandern möchten, dann wäre man versucht das Gespräch hier abzubrechen und sich seinen Teil zu denken. Aber Carla Constanze Schweizer ist anders.
Die 17jährige aus Heidenheim ist in sich gekehrt, sie wirkt bei allem was sie sagt konzentriert und sie lässt keinen Zweifel aufkommen, dass sie weiß, dass einem nichts geschenkt wird. Schon gar nicht, wenn sie möchte, dass sichihr Traum erfüllt. Mit ihren 17 Jahren gehört sie zu den erfolgreichen Springreiterinnen und damit zu den hoffnungsvollen Talenten
der Region.
So lange sie denken kann, war sie von Pferden fasziniert. „Als ich sechs Jahre alt war, durfte ich einen Ferienreitkurs machen und von da an war nichts mehr aufzuhalten.“ Bereits drei Jahre später hatte sie ihre erste Reitbeteiligung: das Pony „Prinzie“ und sie waren von da an unzertrennlich. Zum Springreiten kam sie, als ein Landestrainer sie beim Reiten sichtete und ihre Eltern darauf hinwies, dass ihre Tochter ein besonderes Talent fürs Springreiten habe.
Birgit und Ralf-Christian Schweizer, den Eltern von Carla, war das erst einmal eine Information, mit der sie wenig anfangen konnten. Ihr Vater ist hochgradig allergisch gegen Pferdehaar und ihrer Mutter sind die Tiere schlicht und ergreifend zu groß.
„Nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Landestrainer war uns dann klar, dass Carla eine besondere Begabung hat und es war damals schon zu spüren, dass da von ihr auch ernsthaftes Interesse dahinter steckt“, erzählt Ralf-Christian Schweizer.
Nach reiflichem Überlegen kam die Stute „Rapaula“ zur Familie, mit der Carla ihre ersten ernstzunehmenden Sprünge absolvierte. „Dressurreiten, das ist sozusagen die Grundvoraussetzung aber das fand ich immer eher langweilig. Als ich dann richtig mit dem Springen begonnen habe, war mir klar: Das ist es“, erklärt Cala mit leuchtenden Augen und einem zurückhaltenden Lächeln.
Von da an war ihr noch klarer, wo sie hingehört: in den Pferdestall und auf den Parcours. Die ersten Erfolge stellten sich schnell ein. Sie gewann mal hier und mal dort ein Springen, sammelte Erfahrung, wurde souveräner und ließ schnell die einfachen E-Springen hinter sich. „Die Kategorien beim Springreiten beginnen mit E, dann kommt A, danach L, M und dann die S-Springen, die wiederum in Stern-
kategorien unterteilt sind. Derzeit reite ich noch meistens L-Springen, trainiere aber unter M-Bedingungen“, umreißt sie kurz für alle Laien ihre der-zeitige Wettkampf- und Trainingssituation. Im Stall stehen inzwischen vier Pferde und ein Shettland Pony, letzteres gehört ihrer Mutter.
Ihr erstes M-Springen hatte sie Anfang Juli in Munderkingen, ein Springen, bei dem auch Profis dabei waren und das sie mit einem sehr guten 11. Platz absolvierte. Sie hat sich eine der begehrten Schleifen geholt und war mit dem Ergebnis ihres ersten M-Springens mehr als zufrieden.
Den Großteil ihrer Zeit verbringt Carla Schweizer im Stall, auf dem Reitplatz oder in der Schule. Seit September letztes Jahr macht sie eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin und besucht deshalb derzeit in Aalen eine Fachschule. „Die Ausbildung hat absoluten Vorrang. Aber wenn ich die Prüfungen bestanden habe, dann darf ich ein Jahr lang nur Reiten. Das ist mit meinen Eltern abgemacht und das ist mein Ansporn, die Ausbildung so gut und so schnell wie möglich abzuschließen.“ Auch wenn der Beruf der PTA so ganz und gar nichts mit Pferden und Reiten zu tun hat, sie hat sich dafür entschieden, weil sie ihn interessant findet. Um Ausbildung und Reittraining unter einen Hut zu bekommen, braucht es Disziplin, eine positive Grundeinstellung und einen eisernen Willen in Kombination mit dem notwendigen Selbstbewusstsein, das einem die Gelassenheit gibt. Von der Tatsache, dass Carla über ein gutes Nervenkostüm verfügt und sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt, hat sie schon mehr als einmal profitiert. „In Pferde muss man sich hineinversetzten können,
weil sie mitunter zickig und stur sein können. Sie spüren es, wenn der Reiter aufgeregt oder unausgeglichen ist und das überträgt sich auf sie“, erklärt sie in ihrer eigenen Seelenruhe. Vor Turnieren ist sie zwar angespannt, aber nie so aufgeregt, dass sich das auf ihr Pferd übertragen würde. Wenn sie auf dem Parcours ist, reitet sie temperamentvoll und vorausschauend – eine Draufgängerin ist sie keine. „Ich reite nicht auf Krawall. Ich nehme lieber die Wendungen enger, als dass ich auf blinde Geschwindigkeit setze.“ Was Carla Constanze Schweizer macht, das macht sie mit Köpfchen, Ausdauer und Leidenschaft. Dass ihre Eltern sie in dem, was sie tut, unterstützen,
weiß sie zu schätzen, es setzt sie aber nicht unter Druck. Sie geht ihren Weg und mit ein bisschen Glück findet sich ihr Name in naher Zukunft auf der Teilnehmerliste des Turniers in der Stuttgarter Schleyer-Halle.